Ein Jahr Pandemie: Forderndes Geschäftsjahr 2020

Das Geschäftsjahr 2020 stand im Zeichen der Covid-19-Pandemie. Die Insel Gruppe schreibt einen Konzernverlust von CHF 6.7 Mio. (Vorjahr: Konzerngewinn CHF 37.2 Mio.). Der Spitalbetrieb verzeichnet einen Verlust von CHF 19.9 Mio. (Vorjahr: Gewinn CHF 19.2 Mio.). Das Ergebnis beinhaltet beim Kanton Bern beantragte Covid-19-Finanzmittel im Umfang von CHF 52 Mio. Die stationären Austritte nach SwissDRG nahmen gegenüber dem Vorjahr um 8.0 Prozent ab. Der Schweregrad (Case Mix Index) stieg um 3.8 Prozent.

Die Insel Gruppe blickt auf ein stürmisches Jahr zurück. Sie schreibt einen Konzernverlust von CHF 6.7 Mio. (Vorjahr: Konzerngewinn CHF 37.2 Mio.). Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) beläuft sich auf CHF 94.8 Mio. (EBITDA-Marge 5.5 Prozent). Der Spitalbetrieb verzeichnet einen Verlust von CHF 19.9 Mio. (Vorjahr: Gewinn CHF 19.2 Mio.). Das Ergebnis beinhaltet beim Kanton Bern beantragte Covid-19-Finanzmittel im Umfang von CHF 52 Mio. Die Basis dazu bildet die kantonale «Verordnung über Massnahmen zur Bewältigung der Coronavirus-Krise im Gesundheitswesen» (Covid-19-Notverordnung). Die damit verbundene Abgeltung deckt lediglich einen Teil der finanziellen Belastung der Covid-19-Pandemie ab.

Sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich wurden an den sechs Spitälern der Insel Gruppe insgesamt weniger Patientinnen und Patienten behandelt als im Vorjahr. Nach einem hohen Patientenaufkommen zu Jahresbeginn folgte in den Monaten März und April der nationale Lockdown mit dem Verbot elektiver Eingriffe. Trotz rascher Erholung der Fallzahlen in den Folgemonaten konnte der Rückstand aus dem Lockdown nicht kompensiert werden. Die zweite Covid-19-Welle im vierten Quartal erforderte einen Ausbau der betriebenen Intensivbettenkapazitäten und personell bedingt wiederum eine Reduktion der elektiven Operationen. Damit vergrösserte sich der Fallzahlenrückgang gegenüber dem Vorjahr zusätzlich. Insgesamt beträgt der Rückgang bei den stationären Fällen (SwissDRG) gegenüber dem Vorjahr 8.0 Prozent. Dies entspricht 5'050 weniger Austritten gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig stieg der durchschnittliche Schweregrad der behandelten Patientinnen und Patienten (Case Mix Index) über alle Spitäler der Insel Gruppe um 3.8 Prozent auf 1.415 (Case Mix Index Inselspital, Universitätsspital Bern: 1.53). Bei den ambulanten Fallzahlen verzeichnet die Insel Gruppe einen Rückgang von 2.5 Prozent, was 21'498 weniger ambulanten Konsultationen gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Tarifsituation

Die Insel Gruppe hat für das Inselspital mit nahezu allen Versicherern vertragliche Regelungen für die Baserate SwissDRG abgeschlossen. Einzig für die Groupe Mutuel wurde der Tarif mangels Vertrag durch die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern (GSI) provisorisch festgesetzt. Das Verfahren zur definitiven Festsetzung läuft. Für die Spitäler Tiefenau, Aarberg, Münsingen und Riggisberg konnte 2020 mit allen Versicherern eine Einigung über die Baserate SwissDRG erreicht werden. Im Bereich Rehabilitation bestehen mit allen Versicherern Tarifverträge. Für den ambulanten Tarif TARMED gilt weiterhin der 2015 gerichtlich festgesetzte Taxpunktwert von CHF 0.86. Für die Ertragsrisiken aus hoheitlich festgesetzten Tarifen und Tarifanwendungen wurden Rückstellungen gebildet.

Im stationären Bereich verfolgen die Versicherer mehrheitlich die Strategie eines schweizweiten Benchmarkings über alle Versorgungsstufen (vom Geburtshaus bis zum Universitätsspital). Die Universitätsspitäler haben erfolgreich auf die Risiken dieser Entwicklung aufmerksam gemacht und konnten erreichen, dass eine entsprechende Revision der Verordnung über die Krankenversicherung (KVV) in der nationalen Politik keine Zustimmung gefunden hat.

Bilanz / Geldflussrechnung

Der operative Cashflow ist gegenüber dem Vorjahr um CHF 25.7 Mio. auf CHF 96.4 Mio. gesunken. Der Geldabfluss aus Investitionstätigkeit beläuft sich auf CHF 210.4 Mio. und ist im Wesentlichen auf die Bautätigkeit zurückzuführen. Dabei ist vor allem die Realisierung des neuen Hauptgebäudes des Inselspitals, das Theodor-Kocher-Haus (Zwischenbau) sowie die Sanierung der Frauenklinik auf dem Inselcampus zu erwähnen. Der Geldzufluss aus Finanzierungstätigkeit (CHF 103.7 Mio.) steht im Zusammenhang mit der planmässigen Fremdfinanzierung zur Realisierung des Masterplans Inselspital. Insgesamt hat der Bestand an flüssigen Mitteln im Berichtsjahr um CHF 10.3 Mio. auf CHF 104.5 Mio. abgenommen.

Coronajahr 2020

Die Insel Gruppe hat früh auf die sich abzeichnende Covid-19-Pandemie reagiert und als eines der ersten Spitäler der Schweiz einen Covid-Track für eine rasche Testung im Verdacht auf eine Covid-Ansteckung realisiert. Sie hat eine Telefon-Hotline für die Bevölkerung eingerichtet und ihre intensivmedizinischen Kapazitäten ausgebaut: Innert nur sechs Tagen wurde aus einem Lagerraum eine voll funktionstüchtige Intensivstation für 26 Covid-19-Patientinnen und -Patienten. Die Insel Gruppe konnte zu jedem Zeitpunkt die Gesundheitsversorgung gewährleisten und gleichzeitig wichtige Forschungsbeiträge für die Behandlung von an Covid erkrankten Menschen liefern. Im Dezember wurde auf dem Insel-Areal eines der kantonalen Impfzentren aufgebaut. Die besondere Lage an den Spitälern der Insel Gruppe wurde dokumentarisch festgehalten. Der Film «Systemrelevant» (Link im Anhang) gibt Einblick in die Bewältigung der Pandemie an der Insel Gruppe.

Wegweisende Forschung und Innovation

Zahlreiche Forschende der Insel Gruppe ermöglichten im Jahr 2020 durch ihre Studien neue Erkenntnissen in diversen Fachdisziplinen. So konnte ein Forschungsteam bspw. zeigen, dass gutartige Darmbakterien weisse Blutkörperchen zur Produktion von Antikörpern anregen, noch bevor Menschen eine ernsthafte Infektion bekommen. Diese Erkenntnisse liefern ein besseres Verständnis des menschlichen Immunsystems. Weiter haben Forschende des Inselspitals, Universitätsspital Bern und der Universität Bern entdeckt, dass die Aktivität bestimmter Nervenzellen während des REM-Schlafs unser Essverhalten reguliert. Der entdeckte Zusammenhang hilft, neue Therapieansätze bei Essstörungen zu entwickeln. Die Stärke des Medizinalstandorts Bern ist die vernetzte Zusammenarbeit zwischen Industrie, Medizin und Forschung. Dank dieser Strukturen konnte im Inselspital, Universitätsspital Bern der weltweit erste und schnellste Ganzkörper-PET/CT-Scanner in Betrieb genommen werden. Dieser eröffnet neue Dimensionen in Forschung, Diagnostik und Therapieplanung. Insbesondere ist er auch deutlich schonender für Patientinnen und Patienten.

Meilensteine beim neuen Hauptgebäude

Die Insel Gruppe konnte im November die Aufrichte des 2023 bezugsbereiten neuen Hauptgebäudes feiern und projizierte in der Weihnachtszeit ihre sechs Unternehmenswerte Menschlichkeit, Kompetenz, Zusammenarbeit, Qualität, Integrität und Innovation als Lichtinstallation an die Fassade. Die Werte waren weit über die Stadtgrenze hinaus sichtbar und brachten wortwörtlich Licht ins Dunkle.

Ausblick

Auch das Jahr 2021 wird massgeblich von der Covid-19-Pandemie geprägt sein. Die Bereitstellung der notwendigen personellen Kapazitäten stellt sowohl fachlich als auch finanziell eine grosse Herausforderung dar. Die kantonale Covid-19-Notverordnung sieht für 2021 keine finanzielle Unterstützung mehr vor.

Die Umsetzung von neuen regulatorischen Anforderungen wird die Insel Gruppe in naher Zukunft zusätzlich fordern: Die Regelung «AVOS» (ambulant vor stationär) sieht vor, dass bestimmte Eingriffe nur noch bei ambulanter Durchführung von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung vergütet werden. Mehrere Kantone haben die per 1. Januar 2019 national in Kraft getretene Eingriffsliste auf kantonaler Ebene erweitert oder sind daran, solche einzuführen. Der Kanton Bern plant für 2021 die Einführung einer erweiterten Liste. Die Problemlösung für die Unterfinanzierung ambulanter Spitalbehandlungen gewinnt damit zusätzlich an Bedeutung. Die Tarifpartner haben 2020 Fortschritte bei der gemeinsamen Entwicklung einer zukünftigen Tarifstruktur erzielt.

Der regulatorische Fokus wird zunehmend auch den Zusatzversicherungsbereich (Versicherungsvertragsgesetz) erfassen. Sowohl der Preisüberwacher als auch die Finanzmarktaufsicht sind mit entsprechenden Massnahmen aktiv.

Sturmerprobte Insel Gruppe

Im Spannungsfeld zwischen den Anforderungen an eine leistungsfähige Gesundheitsinstitution (unter anderem zur Bewältigung der Covid-19-Pandemie) und dem zunehmenden regulatorischen und tariflichen Druck ist die Insel Gruppe gut aufgestellt für die Zukunft. Nach einem Jahr Pandemie mit einer ersten und zweiten Welle lässt sich das Fazit ziehen: Die Insel Gruppe ist sturmerprobt.

Der Jahresbericht der Insel Gruppe erscheint am 29. März 2021. Er wird auf der Website der Insel Gruppe zum Download zur Verfügung stehen. 

Medienauskünfte

Medienstelle Insel Gruppe, +41 31 632 79 25, kommunikation@STOP-SPAM.insel.ch

Für telefonische Auskünfte stehen (nach Voranmeldung bei der Medienstelle bis 10.00 Uhr) von 12.30 bis 14.30 Uhr zur Verfügung:

  • Prof. Dr. Bernhard Pulver, Verwaltungsratspräsident Insel Gruppe
  • Dr. med. h.c. Uwe E. Jocham, Direktionspräsident Insel Gruppe
  • Stefan Janz, Direktor Management Services Insel Gruppe