Psoriasis Forschung: Entscheidender Beitrag aus Bern

Forschende der Universität Zürich, der Universität Sao Paulo und des Berner Inselspitals haben jüngst in Science Immunology wichtige Fortschritte bei der Psoriasis-Forschung melden können. Die Grundlagenarbeiten der beiden Universitäten Zürich und Sao Paulo konnten dank einer klinischen Überprüfung durch das Berner Team bestätigt werden. Das Projekt zeigt die Bedeutung internationaler, interdisziplinärer Kooperation in heutigen Forschungsvorhaben beispielhaft auf.

Psoriasis ist eine häufige, chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die auf einer Fehlregulierung von immunologischen Botenstoffen (sog. Zytokine) basiert. Bisher waren Medikamente im Einsatz, die die beiden Botenstoffe Interleukin 12 (IL-12) und 23 (IL-23) blockieren. Neuere Medikamente, die nur den einen Botenstoff IL-23 blockieren, zeigen jedoch eine wesentlich bessere Wirkung. In einer grossen, internationalen Studie, angeführt durch die Universität Zürich, wurde nun die Rolle der beiden Botenstoffe genauer untersucht.

IL-12 hat Schutzwirkung

Im Tierversuch hat sich gezeigt, dass der Botenstoff IL-12 nicht nur von Zellen des Immunsystems erkannt wird, sondern auch von den Zellen, die die Hautoberfläche bilden (sog. Keratinozyten). Zum Erstaunen der Forschenden zeigte sich, dass IL-12 eine übermässige Zellteilung dieser Hautzellen verhindert. Eine solche unkontrollierte Zellteilung ist ein Merkmal der an Psoriasis erkrankten Haut. Die Studienergebnisse zeigten, dass IL-12 eine schützende Wirkung entfaltet und nicht eine entzündungsfördernde, wie zuvor vermutet.

Berner Forschende verifizieren die Ergebnisse in der menschlichen Haut

Der Beitrag des Berner Forschungsteams um Prof. Dr. med. Christoph Schlapbach bestand darin, die am Tiermodell gewonnenen Laborergebnisse in der menschlichen Haut zu überprüfen. Die Forschenden verglichen menschliche Hautgewebeproben in denen die beiden Botenstoffe IL-12 und IL-23 blockiert wurden mit solchen, in denen nur IL-23 gehemmt war. Prof. Christoph Schlapbach freut sich: «Der Befund zeigte klar, dass der schützende Effekt von IL-12 vor übermässiger Zellteilung der Hautzellen auch in Patienten unter IL-23-blockiernder, aber nicht unter IL-12/-23-blockierender Therapie, nachweisbar ist.Zusammen mit den grundlegenden Arbeiten des Teams am USZ wird somit auch klar, dass IL-23 alleine der Botenstoff ist, der verantwortlich ist für die Entzündung und die übermässige Zellteilung in der Haut von Psoriasis-Patientinnen und Patienten.»

Was bringt die Zukunft?

Das Projekt ist ein gutes Modell für die Arbeitsweise moderner Forschungsteams. Die internationale Vernetzung und Kooperation von hochspezialisierten Teams ist heute eine Grundvoraussetzung für erfolgreiche Forschungstätigkeit. Das Projekt ist zudem ein gutes Beispiel für den translationalen Forschungsansatz: Dank der engen Zusammenarbeit und einem Fokus auf die Umsetzung und klinische Nutzung kann in verhältnismässig kurzer Zeit, praktisches Wissen generiert werden, das den Patientinnen und Patienten rasch einen Nutzen bringen wird.

An der Universitätsklinik für Dermatologie des Inselspitals laufen wichtige Projekte, um die detaillierten Mechanismen in verschiedenen entzündlichen Hautkrankheiten besser zu verstehen, damit diese für gezielte und wirksame Therapien zugänglich werden.

 

Experte:

  • Prof. Dr. med. et. Dr. phil. nat. Christoph Schlapbach, Leitender Arzt Dermatologie, Universitätsklinik für Dermatologie, Inselspital, Universitätsspital Bern

Publikation:

Internationales Forschungsteam entschlüsselt die Rollen der wichitgen Botenstoffe Interleukin 23 und Interleukin 12 in der Entstehung von Psoriasis. Berner Beitrag weist nach, dass die Ergebnisse der Grundlagenforschung auch in der menschlichen Haut Gültigkeit haben.

Wirkungsweise der Botenstoffe IL-12 und IL-23 in der Psoriasis: Grundlagenforschung und Forschung am Tiermodell hat gezeigt, dass IL-12 eine übermässige Teilung der Hautzellen hemmt, während dem IL-23 direkt die Entzündungsprozesse anschiebt. IL-12 hat damit vorwiegend eine schützende Funktion. Die Berner Forschungsgruppe konnte diese Zusammenhänge in der menschlichen Haut bestätigen. © Pascale Zwicky / B. Becher (USZ)

Prof. Dr. med. et. Dr. phil. nat. Christoph Schlapbach, Leitender Arzt Dermatologie, Universitätsklinik für Dermatologie, Inselspital, Universitätsspital Bern