VITA 01/20: «Regional verankert, übergreifend vernetzt»

Die enge Zusammenarbeit der Spitäler Tiefenau und Münsingen in den Bereichen Chirurgie und Traumatologie sichert die Leistungspalette der Grundversorgung. Fälle, die man andernfalls an die Konkurrenz verlieren könnte, bleiben der Insel Gruppe dadurch erhalten. Die Offenheit und das Engagement der Mitarbeitenden ermöglichen den Erfolg der Partnerschaft.

Seit Herbst 2019 steht die Chirurgie der Spitäler Münsingen und Tiefenau unter einer gemeinsamen Führung. Dr. Beat Muggli, Chefarzt im Spital Tiefenau, hat neu auch die administrative Führung der chirurgischen Klinik am Spital Münsingen inne. Dr. Amir Samii, bisher Leitender Arzt, ist seither Stellvertretender Chefarzt und Standortleiter der Chirurgie Münsingen. Diese enge Zusammenarbeit der beiden Spitäler macht es möglich, regulatorische, personelle und strukturelle Voraussetzungen und Veränderungen aufzufangen und gleichzeitig das breite Leistungsspektrum beizubehalten.


Patientinnen und Patienten des Spitals Münsingen, die bei grossen Eingriffen gegebenenfalls eine intensivmedizinische Betreuung brauchen, werden im Spital Tiefenau operiert, aber weitgehend in Münsingen betreut und hospitalisiert. «Seit der Einführung der neuen Spitalliste können im Spital Münsingen gewisse viszeral-chirurgische Eingriffe nicht mehr durchgeführt werden. Diese Operationen können nun im Spital Tiefenau vorgenommen werden», präzisiert Beat Muggli. «Die Patientinnen und Patienten haben aber immer noch das regionale Spital als Anlaufstelle, werden nach Möglichkeiten von der ihnen vertrauten ärztlichen Fachperson aus Münsingen operiert, und sobald sie nach der Operation genügend stabil sind, werden sie ins Spital Münsingen zurückverlegt», erklärt Dr. Amir Samii.
Im Bereich Traumatologie bezieht sich die enge Zusammenarbeit zwischen Münsingen und Tiefenau vor allem auf die ärztliche Dienstabdeckung. Dr. Franz Martig, seit Herbst 2019 Leitender Arzt für Chirurgie und Traumatologie im Spital Tiefenau, wird in Münsingen Dienste übernehmen. Die Patientinnen und Patienten werden ausschliesslich in Münsingen betreut, auch die Operation wird in Münsingen durchgeführt. «Mit Dr. Martig können wir den 24-Stunden-Dienst sicherstellen und damit die Notfallstation in Münsingen aufrechterhalten», berichtet Beat Muggli.

Vertraute Ansprechpersonen für Patientinnen und Zuweiser

«Aktuell betreue ich eine Patientin aus dem Aaretal. Sie ist so dankbar, dass alles im vertrauten Spital Münsingen durchgeführt werden kann. Im Gespräch mit ihr wird mir so richtig bewusst, wie stark verankert das Spital Münsingen in der lokalen Bevölkerung ist», berichtet Franz Martig.  Auch die zuweisenden Ärztinnen und Ärzte sind stark mit den jeweiligen Standorten verbunden. «Zuweiser schätzen an den regionalen Spitälern den engen und unkomplizierten Austausch mit uns als ihren direkten Ansprechpartnern. Gleichzeitig wissen sie, dass sie dank der engen Zusammenarbeit innerhalb der Insel Gruppe einen sehr effizienten Zugang zur Spitzenmedizin haben», sagt Beat Muggli. Und Amir Samii ergänzt, dass dies auch von der Ärzteschaft der Standorte geschätzt werde: «Wir haben einen sehr guten Zugang zu den Fachspezialistinnen und  spezialisten des Universitätsspitals, können sehr unkompliziert Zweitmeinungen einholen, profitieren von einem effizienten Datentransfer und vom Fachaustausch, zum Beispiel in Tumorgremien.». Dies ist, wie Amir Samii betont, ein grosser Vorteil für einen kleinen Standort wie Münsingen.

Aus der Region – für die Region

Im Vergleich zum universitären Inselspital verfügen die beiden Standorte jedoch über eine ganz andere Ausgangslage, sie haben andere Bedürfnisse und ein anderes Umfeld, um das sie kämpfen müssen. «Für die Stadt- und Landspitäler ist die Zusammenarbeit mit lokalen Playern, insbesondere mit den Hausärztinnen und  ärzten, von zentraler Bedeutung», sagt Dr. Muggli. Allen ist bewusst, wie wichtig dies für den Erhalt ihres Spitals ist. Amir Samii präzisiert: «Im Spital Münsingen stecken alle viel Herzblut in ihre Arbeit, damit sich nicht nur die Patientinnen und Patienten, sondern auch die Belegärztinnen und die Zuweiser wohlfühlen. Im Spital Münsingen sind die Mitarbeitenden sehr mit dem Spital verbunden. Die Stimmung ist sehr gut, trotz Umstrukturierungen und der bleibenden Verunsicherung bezüglich der Frage, wie es weitergeht.»
Das spürt auch Franz Martig, wenn er hier in Münsingen operiert. «Ich wurde extrem warm und offen empfangen und war beeindruckt von der Stimmung, der Kompetenz und der Effizienz des OP-Betriebs», berichtet er. Amir Samii bestätigt dies. Er fügt an: «Ich bin seit gut zwei Jahren am Spital Münsingen tätig. Selten war ich in einem OP, in dem es so gut läuft und alles so gut organisiert ist – und in dem ich so gerne operiere!»

VITA 01/20

Diesen sowie weitere Artikel finden Sie in der aktuellsten Ausgabe des VITA-Magazins, welches im Spital Tiefenau aufliegt und auch online verfügbar ist.