VITA 03/19: Diversitäts-Inseln für die Nachhaltigkeit

Die Gärtnerei des Spitals Tiefenau strebt an, von der Stiftung Natur & Wirtschaft zertifiziert zu werden. Für den Schutz der einheimischen Artenvielfalt müssen mindestens 30 Prozent der Umgebungsfläche naturnah gestaltet sein. Eines der Mittel, um dies zu erreichen, sind Biodiversitätsinseln.

Seit zehn Jahren hegt und pflegt Erich Gerber den «Garten» des Spitals Tiefenau. Wobei der Ausdruck «Garten» den beeindruckenden 90 800 Quadratmetern kaum gerecht wird – 4 700 Quadratmeter davon sind übrigens Wald. «Ein wichtiger Schritt Richtung Nachhaltigkeit und Schutz der Artenvielfalt ist die Umstellung von intensiver zu extensiver Bewirtschaftung», so Erich Gerber. «Das bedeutet zum Beispiel weniger Rasenflächen, dafür mehr Wiesen.»

Im Unterschied zum Rasen, der alle zwei Wochen gemäht werden will (intensiv), darf die Wiese nur zweimal im Jahr geschnitten werden. Wichtig dabei: Der erste Schnitt bleibt liegen, bis er trocken ist und abgesamt hat. Erst dann wird das Heu eingesammelt. Auf diese Weise kann die Wiese auf schonende Art aufgewertet werden und Erdhummeln, Schmetterlingen und Grillen ein Zuhause bieten. Das Heu dient im Winter als Futter für die dort lebende Schafherde.

Die neuen Wiesenflächen bilden auf dem Areal Biodiversitätsinseln und sind Teil der naturnahen Umgebungsfläche. Für die Zertifizierung durch die Stiftung Natur & Wirtschaft (www.naturundwirtschaft.ch) müssen diese Flächen 30 Prozent des Areals eines Unternehmens ausmachen. Um diese Anforderung abzudecken, entstehen rund um die Spitalgebäude weitere Biodiversitätsflächen, die das Angebot an Kleinstrukturen und Nistmöglichkeiten erhöhen.

«Äste oder Laub sind nicht immer Abfall, der entsorgt werden muss. Sie dienen als Nahrung oder Versteck für Lebewesen oder können kompostiert werden», erklärt Erich Gerber. Laub- und Asthaufen dienten Vögeln und Insekten, Steinhaufen Igeln und Echsen als Zufluchtsort.

An einem Baumstrunk lässt sich das Umdenken der letzten Jahre ablesen: Im Zuge der baulichen Massnahmen zur gebäudetechnischen Sanierung des Spitals Tiefenau musste ein alter Baum der neuen Anlieferungszone weichen. Das Ende eines solchen Baumes bedeutet immer auch den Verlust eines Stücks Geschichte und ruft Emotionen hervor. «Ein kleiner Trost ist, dass der Baumstrunk als neuer Lebensraum in Form einer Biodiversitätsinsel weiterlebt. Das Totholz stellt eine neue Lebensquelle für Pflanzen und Tiere dar», meint Erich Gerber. Der selten gewordene Hirschkäfer hat das Holz zum Fressen gern, und auch der Buntspecht nutzt morsches Holz als Nistplatz.

Während für Vögel also Nisthilfen entstehen, werden für Wildbienen Bienenhäuser aufgestellt. Die Botendienste der Bienen sind unverzichtbar für die Erhaltung und die Stärkung der Pflanzenvielfalt. Ihre Bestäubungsarbeit kommt u. a. den 30 Obstbäumen auf dem Areal zugute. Für die Obstbäume wie auch für alle anderen naturnahen Flächen gilt übrigens ein Verbot von Herbiziden und nicht organischen Düngemitteln. Erich Gerber hofft, dass die Zertifizierung bis Ende Jahr erfolgt ist: «Bis dahin werden wir unserem nachhaltigen Garten Schritt für Schritt näherkommen.»

VITA 03/19

Diesen sowie weitere Artikel finden Sie in der aktuellsten Ausgabe des VITA-Magazins, welches im Spital Tiefenau aufliegt und auch online verfügbar ist.